Recht zu haben, heisst nicht das Recht zu haben

In meinem frisch entfachten Elan schwang ich mich neuerdings auf mein Fahrrad. An Tagen, wo es der Terminkalender zulässt, erkunde ich die Strecke per Rad. Selbst bei nervtötendem Regen finde ich meinen Frieden – bis ich unweigerlich auf ein Fahrrad-Monster stoße.

Ich gestehe, einen Teil der Route nehme ich auf der linken Seite in Angriff. Weshalb? Weil es aus meiner Sicht absurd erscheint, vierfach die Straße zu überqueren, mitunter an heiklen Punkten, anstatt ein Teilstück sicher auf der verkehrten Seite zu meistern, um danach auf die rechtmäßige Seite zu wechseln. Jawohl, mir ist die Brisanz meines Manövers bewusst.

Die eigentliche Bedrohung auf diesem Pfad entsteht aber durch in zu Monstern mutierenden Damen und Herren auf dem Fahrrad, deren Aggressionspegel scheinbar unermesslich ist. Das eine Monster nimmt mich gezielt ins Visier, das andere Monster schreit mich an, als hätte ich gerade Ihr Kind gegessen. Leider höre ich auf von Teens immer wieder, dass solche Ungeheuer auch vor Kindern und Jugendlichen nicht haltmachen.

Recht zu haben, heisst nicht das Recht zu haben andere zu attackieren. Wenn jemand das brennende Verlangen verspürt, auf Missstände hinzuweisen, kann ich das bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Doch wildfremde Menschen anzubrüllen oder zu bedrängen? Junge Menschen anzublöcken? Hand aufs Herz; ist es so essentiell, das eigene Recht zu zementieren? Streng genommen geht es Euch nichts an. Das ist keine Zivilcourage, das ist Rechthaberei pur.

Also locker bleiben und sich über alle freuen, die es in euren Augen richtig machen.